Lasst uns dankbar sein gegenüber Menschen, die uns glücklich machen.
Sie sind liebenswerte Gärtner, die unsere Seele zum Blühen bringen.
Marcel Proust (1871 – 1922)
Dankbarkeit – dafür steht das morgige Fest vor allem. Das Erntedankfest, dass wir in diesem Jahr am 06.10. feiern werden, trägt das Wort schon in sich. Dabei hat dieses Fest schon eine lange Geschichte hinter sich und ist wohl eines der ältesten Feste dieser Welt. Schon die Griechen und die alten Römer, sowie vorchristliche Religionen dankten ihrem Gott/ihren Göttern für die Fruchtbarkeit und die Ernte, gaben Opfergaben und feierten große Feste.
Wie sieht es heute aus?
In Deutschland wird das Erntedankfest nach dem christlichen Glauben gefeiert. Das bedeutet für die Katholiken am ersten Sonntag im Oktober und für die Evangelisten am ersten Sonntag nach dem Michaelistag. Und es gibt weitere Unterschiede: in der Moselregion z.B. feiern die Menschen das Fest erst am zweiten November-Sonntag, nach der Weinauslese, . Außerdem gibt es viele Erntedank-Umzüge. Die Wägen werden mit dem Gemüse, Obst und Getreide der Saison geschmückt und in manchen Gemeinden wirft man Süßigkeiten und frisch geerntete Nahrung vom Wagen.
Im Süden Deutschlands wird das ganze auch gerne „Almabtrieb“ genannt. Kühe und Schafe werden mit bunten Bändern und Blumen ‚geschmückt‘, wenn sie von den Weiden in die Ställe gebracht werden. Dies soll die Dörfer vor den bösen Geistern befreien.
Tatsächlich gibt es in anderen Religionen Feste, die ähnlich sind, wie das Erntedankfest.
Im Judentum wird zwei Mal im Jahr das „Erntedankfest“ gefeiert. Zum einen im Mai/Juni feiert man „Schawuot“. Das Datum ist abhängig davon, wann in Israel der erste Weizen geerntet wird. Bei uns ist daraus das Pfingstfest entstanden. Außerdem gibt es dann noch das Laubhüttenfest „Sukkot“. Dieses Fest wird sieben Tage lang gefeiert und erinnert an den Auszug aus Ägypten. Danach lebten die Juden einige Zeit in Hütten aus Laub, weswegen diese während des Festes nachgebildet und mit Erntegaben geschmückt werden.

Aus dem Islam kennt man den Fastenmonat Ramadam, bei dem von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gefastet wird, fünf Mal am Tag gebetet und Lesungen des Korans besucht werden. Das Datum für den Fastenmonat hängt von dem Mond-Kalender ab. Das Fasten wird mit einem großen Fest beendet, dass dem Erntedankfest sehr nahe kommt.

Auch im Hinduismus wird so etwas wie das Erntedankfest gefeiert. Jedoch ist es so, dass es in jedem indischen Bundesland dazu eine andere Version gibt. Manche feiern dort die Wintersonnenwende im Januar zusammen mit dem Fest „Makar Sankranti“. Dort lässt man zum Beispiel bunte Drachen steigen. Außerdem gibt es noch das „Onam“, ein großes Erntefest, welches im September gefeiert wird. Hier werden traditionelle Tänze aufgeführt und Schlangenbootrennen veranstaltet.

Andere Länder, andere Sitten
Auch von Land zu Land gibt es Unterschiede, wie das Erntedankfest gefeiert wird.
Schottland
In Schottland isst man die Suppe „Hotch-Potch“. Diese besteht aus vielem verschiedenen Gemüse, wie z.B. Lauch, Blumenkohl, Möhren und Steckrüben, Kartoffeln und meist auch Fleisch. Der Suppe wird nachgesagt, dass sie sogar Heilkräfte haben soll.

England
Gehen wir zur anderen Seite von Großbritannien. In England werden aus den letzten Resten der Stroh-Einfuhr Strohpuppen gebastelt. Diese wird dann als Opfergabe auf das Feld gestellt und zurückgelassen. In anderen Teilen Englands bastelt man die Puppe aus Stroh aus Strohballen. Dann werden sie meist auch mit auf die Straßenfeste genommen.

Frankreich
Wie auch rund um die Mosel in Deutschland bezieht sich das Erntedankfest in Frankreich mehr um die Weinauslese.

USA
Auch wenn die deutschen Medien das amerikanische „Thanksgiving“ als ein Erntedankfest darstellen, muss man sagen, dass es viele Unterschiede dazu gibt. Thanksgiving wird immer am vierten Donnerstag im November gefeiert und einer der wenigen staatlichen Feiertage in den USA. Es ist ein großes Familienfest! Tatsächlich soll es an die erste Ernte im 17. Jahrhundert der Siedler erinnern, welche sie mit den Ureinwohnern Amerikas teilten. Natürlich darf das klassische Thanksgiving-Essen nicht fehlen: der Truthahn, Preiselbeeren, Kürbiskuchen, Kartoffeln und Mais. Man kann sich Paraden im Fernsehen ansehen und außerdem gibt es immer mehrere Footballspiele an diesem Tag.
Kanada
In Kanada wird ebenfalls Thanksgiving geifert, allerdings schon am zweiten Montag im Oktober. Ansonsten kommt das kanadische Fest dem amerikanischen sehr Nahe, auch wenn es viel kleiner ausfällt. Familie und Freunde kommen zusammen und essen gemeinsam ein Festmahl, bei dem natürlich der Truthahn nicht fehlen darf. Außerdem gibt es im Fernsehen Paraden, die man sich ansehen kann. Viele Familien machen auch einen Kurzurlaub wegen des verlängerten Wochenendes.

Mexico
In Mexico gibt es das sogenannte Guelaguetza-Festival, welches zu Ehren der Maisgöttin Centeotl gefeiert wird. Alle kleiden sich sehr traditionell in bunten Trachten. Außerdem tanzt man zu traditioneller Musik.

Barbados
Auf der Insel in der östlichen Karibik wird ein Fest gefeiert, welches unserem Erntedankfest sehr Nahe kommt. Es beginnt sobald die Zuckerrohr-Ernte Ende Juli beendet ist. Dann gibt es große Umzüge mit Kostümen, Musik und Tanz. Außerdem huldigen sie das erwählte Erntekönigspaar.
Ghana und Nigeria
Nach Ende der Regenzeit im August feiert man in Ghana und Nigeria das sogenannte Jams-Fest. Hier wird vor allem für eine gute Ernte gebetet. Außerdem wird das Kochzubehör wie Töpfe, Schüssel, etc. geputzt, um bereit zu sein, für die neuen Jam Wurzeln, die bald geerntet werden. Diese sind ein Grundnahrungsmittel in den afrikanischen Ländern.
Japan
Das Erntedankfest in Japan hat sich über die Jahre sehr verändert. Früher opferte der Kaiser beim Erntedankfest Niinamesai den ersten Reis den Göttern. Dann gibt es überall fröhliche Feste in den Nachbarschaften und Shinto-Schreine. Zeitgleich feiert man an diesem Tag auch „den Tag des Dankes für die Arbeit“ oder auch „Kinrô Kansha no Hi“.
China, Taiwan und Vietnam
Am 15. Tag nach dem achten Monat feiert man in den ostasiatischen Ländern das Mondfest. Die Familie trifft sich im Mondschein und es wird „Mond-Kuchen“ gegessen. Außerdem danken sie damit für die Ernte und ehren die Seelen der Verstorbenen.
