Let's talk about living abroad!

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… living abroad

„Du bist doch bescheuert! Warum willst du hier alles aufgeben?! Du hast hier doch alles!“ – das waren die Worte, die ich von den meisten Menschen bekam, als ich meine Idee schilderte, als Au Pair nach Amerika zu gehen. So oder so ähnlich. Keiner war so richtig glücklich damit, keiner wusste damit umzugehen. Da gab es ein paar, die mir erst sagten, dass sie es toll finden und im Nachhinein dann zugaben, dass sie Probleme damit hätten. Da gab es andere, die erst völlig ausgerastet sind und später dann sagten, dass sie stolz auf mich seien. Aber es gab nur so eine handvoll Leute, die von Anfang sagten, dass ich das auf jeden Fall machen sollte und dass sie immer hinter mir stehen würden.
Wo es hingehen sollte? In die USA. Das stand für mich schon immer fest, denn auch diese Idee, als Nanny in den Staaten zu arbeiten, das hatte ich schon mit süßen 16 Jahren im Kopf (allerdings wollte ich damals dann auch noch auswandern und sowas). Und dann kam irgendwie das Leben dazwischen und das lief ja auch ganz gut. Naja, jedenfalls bis letztes Jahr. Dann gab es da Rückschläge und Menschen, die einem nicht nur Steine, sondern Felsbrocken und den Weg warfen und im Oktober fasste ich dann in meiner Urlaubswoche den Entschluss: Ich muss gehen. Ich muss neu anfangen, ich muss raus und neue Dinge sehen – ich werde ein Au Pair. Also meldete ich mich auf dieser Seite an, eine Au Pair Agentur, eine von mehreren in Deutschland, die das Programm anbietet. Warum ich mich gerade für diese Agentur entschieden habe? Sie bieten das Au Pair professional Programm an, was für mich als Erzieherin natürlich ziemlich perfekt ist. Danach folgten zwei lange Monate, in denen ich durch den ganzen Bewerbungsprozess musste, zu einem Gespräch fuhr und Videos drehte. Und dann wurde ich freigeschaltet, endlich! Am 17 Dezember 2018 konnten amerikanische Familien mein Profil sehen und mich anschreiben. Und während andere Mädels, die diesen Prozess durchlaufen haben, Monate brauchten, um die perfekte Familie zu finden, so brauchte ich genau 13 Tage.


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Am 30.12.2018 schrieb mich dann meine Familie an, wir hatten einen Videochat bei WhatsApp. Nachdem ich schon viele Gespräche mit verschiedensten Familien hatte, war ich kaum noch nervös, aber dieses Gespräch war anders. Schon die Grundvoraussetzungen waren anders. Während ich in einem kleinen Raum saß und mit dieser Familie sprach, betranken sich meine Freunde im Nebenzimmer und als ich wiederkam und sagte, dass das meine Gastfamilie sein wird, konnte ich gemischte Gefühle in ihren Gesichtern sehen. Wir feierten gemeinsam Silvester, immer mit durchwachsenen Gefühlen – ich super glücklich, die meisten meiner Freunde eher nicht. Aber was soll ich sagen. Am 03.01.2019 sagte ich dieser Familie zu – ja, ich würde ein Jahr mit ihnen verbringen.

5 Monate später sitze ich hier. Genau im Kreise dieser einen Familie in Seattle. 7867 Kilometer von meinem Heimatort entfernt. Man könnte sagen, am anderen Ende der Welt. Vor 8 Wochen habe ich meine Familie das letzte Mal in den Arm genommen, meine besten Freunde vor 10 Wochen. Dann bin ich in ein Flugzeug gestiegen, mit fremden Mädels und dem gleichen Ziel: New York City, drei Tage. Wir wurden zu den Orientation Days gebracht, wo wir uns bis Mittwoch Nachmittag alles über kindliche Entwicklung, amerikanische Erziehung und erste Hilfe anhören durften. Dann ging es weiter, wieder in ein Flugzeug, diesmal mit fünf anderen Mädchen. Wir hatten alle das selbe Ziel: Seattle.


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Aber wie ist dieses „living abroad“ so? Was bedeutet es?

So hart es klingt: du wirst alles aufgeben müssen. Dein Leben, deine Freunde, deine Familie und auch wenn du in einem oder zwei Jahren wieder kommst, es wird nichts mehr so sein, wie es mal war, denn dein Leben ändert sich stark und auch dein altes Leben in Deutschland wird nicht einfach stoppen, bis du wieder kommst. Ich glaube auch, dass das einer der größten Gründe für Heimweh ist. Nicht nur, dass man natürlich im Allgemeinen seine Liebsten vermisst, sondern auch, das man sieht, dass sie ohne einen weiterleben können. Man muss sich bewusst sein, das Familientreffen nun ohne einen stattfinden werden (was ich persönlich jetzt nicht so schlimm finde) und deine Freunde werden ohne dich feiern gehen, sie werden ohne dich Spaß haben und ohne dich deine Lieblingsaktivitäten machen.
Dazu kommt, dass living abroad in 99% der Fällen nicht kostenloses reisen und Spaß und Partys bedeutet. Es bedeutet 80% der Zeit arbeiten und dann darf man ja auch das Essen und das Schlafen nicht vergessen. Gerade die Staaten sind außerdem nicht gut im Urlaubstage verteilen, Deutschland ist mit den Urlaubstagen da wirklich um einiges besser.

Zu Anfang kennst du hier niemanden. Ich meine ja, okay, vielleicht hatte ich schon mit den deutschen Mädels geschrieben, mit denen ich in zusammen in New York war und auch meine Hostmom und ich haben fast jeden Tag geschrieben, aber trotzdem ist nur schreiben immer noch etwas anderes. Du kommst in diesem fremden Land bei fremden Menschen an und du musst dir jeglichen soziale Kontakte neu suchen. Ja, den Freunde mögen immer noch da sein, aber bei mir sind es z.B. neun Stunden Zeitunterschied. Wenn ich zwischen 21 Uhr und 22 Uhr ins Bett gehe, stehen meine Freunde alle auf, machen sich für die Arbeit bereit und bei mir ist es immer noch ein Tag früher. Man gewöhnt sich dran, aber zu Anfang ist es sehr schwierig. Aber man kann die Kontaktaufnahme (jedenfalls als Au Pair) erleichtern: wir haben eine WhatsApp Gruppe und alle zwei bis vier Wochen ein Treffen. Außerdem gibt es unzählige Apps und Facebook Gruppen, die dir auch das Kennenlernen von „Einheimischen“ erleichtert.

Für mich war es zu Anfang komisch, hier Auto zu fahren. Zum einen fahre ich hier nun ein Automatik-Auto und zum anderen sind die teilweise echt anders. Zum Beispiel darf ich hier auch bei rot rechts abbiegen (solange es nicht anders ausgeschildert ist) und es gilt kein rechts vor links, sonder wer zuerst kommt, fährt auch als erstes. Das sind Dinge, an die man sich erstmal gewöhnen muss. Aber wahrscheinlich immer noch besser, als sich mit einmal an Linksverkehr gewöhnen zu müssen, richtig?

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Die Sprache. Wir alle kennen Englisch, verstehen es mal mehr, mal weniger gut, können es mal mehr, mal weniger gut sprechen. Auch wenn wir es alle in der Schule hatten (oder haben) ist es doch etwas völlig anderes, wenn man es mit einmal tagtäglich spricht und das, solange man nicht mit anderen deutschsprachigen Menschen telefoniert oder aber mit welchen unterwegs ist. Englisch wird deine Hauptsprache von heute auf morgen, ob du es nun sprechen kannst oder nicht. Es ist unglaublich anstrengend zu Anfang, sogar körperlich anstrengend an manchen Tagen und dir brennt echt am Abend der Kopf, aber man gewöhnt sich auch unglaublich schnell dran und dann mit einmal fällt dir auf, dass jeden Tag Wörter dazu kommen, dass du nicht mehr so viel darüber nachdenkst, wenn du sprichst, dass du nicht mehr so schüchtern bist, wenn es um das Sprechen mit einem Amerikaner geht. (Psscht: die Amis sagen übrigens, dass wir eher britisch English sprechen!).

Ich könnte euch jetzt seitenweise positive und negative Seiten vom „living abroad“ nennen, aber ich denke, dass sind so die Hauptpunkte. Was man niemals vergessen sollte ist, wie sehr man an diesen Herausforderungen wachsen wird, wie viel selbstständiger und Unabhängiger man wird und das man danach ganz problemlos sein eigenes Leben in die Hand nehmen kann, ohne auf Unterstützung hoffen zu müssen. Außerdem wird dies ein Jahr voller Abenteuer, Erlebnisse, Erfahrungen, die mir (und vielleicht auch dir!) niemand nehmen kann. Und ich habe jetzt schon viele witzige Stories zu erzählen. Vielleicht mache ich das irgendwann mal.


Photo by MILKOVÍ on Unsplash
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liebt Kaffee, Cherry Coke und Cheez-It! Ich lebe momentan in der USA und arbeite hier, wodurch es von mir in Zukunft auch mehr Dinge zu Seattle und den United States im allgemeinen geben wird. Ich liebe Themen zum Thema Lifestyle, Reisen und Bücher ♥

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