Let's talk about Hosengrößen!

Hosengrößen!

Größen spielen in unserem Leben eine Rolle. Die Jeans in L sitzt vielleicht viel besser, als die in M, aber wenn wir den Knopf zu bekommen, werden die meistens von uns eher zu der kleineren Größe greifen. Warum? Kleidergrößen machen Leute und jede Zeitung, jeder TV-Spot, jede Werbetafel vermittelt uns: man ist nur schön, wenn man so schlank ist, wie die Models darauf; man ist nur schön, wenn man so reine Haut, so glänzendes Haar, so tolle Kleidung trägt.

Vor allem Hosengrößen haben es uns angetan. Während man sich bei Oberteilen noch hinter einer größeren Größe verstecken kann mit Aussagen wie: „Meine Brüste passen in die kleine Größe nicht rein“ oder „Ich habe eben wirklich breite Schultern“, geht das bei den Hosen nicht so gut. Passen die Oberschenkel nicht rein, wird sich im nächsten Fitnessstudio angemeldet, noch schlimmer ist es, wenn die Hose perfekt sitzt, der Knopf aber vorne nicht zugeht. Dann kommt es manchmal zu Nervenzusammenbrüchen, Tränen und viele legen sich auf die Boden, versuchen die Hose zu zubekommen, in dem sie den Bauch einziehen. Eine Nummer größer? Lieber drei Wochen nur Salat und jeden Tag „ins Gym gehen“. Die Sommerfigur von 2001 muss wieder her. Bodyshaming ist angesagt und zwar überall! Klar gibt es immer Menschen die sagen, dass sie sich in ihrem Körper wohl fühlen, egal wie er aussieht, aber auf der anderen Seite drehen sich auch 90% der Menschen weg, wenn jemand mal nicht die perfekte Figur hat und fangen an zu lästern á la „also mit DER FIGUR würde ich das ja nicht tragen“. Du vielleicht nicht, aber diese Person schon.

Dazu kommt ein entscheidender Punkt: Die Hosengrößen fallen in jedem Laden unterschiedlich aus. Brauchst du bei H&M eine S, kann es sein, dass du bei Zara, C&A oder einem anderen Laden eine XXS oder aber eine L kaufen musst. Das ist zum einen total verwirrend, weil du eben nicht einfach in einen Laden gehen und eine Hose kaufen kannst, sondern du musst sie anprobieren. Jedes Mal. Denn wie einige Influencer uns auch aufzeigen: Selbst zwei Hosen einer Marke können komplett unterschiedlich ausfallen. Außerdem gibt es uns ein schlechtes Gefühl, wenn wir mit einmal eine Hosengröße größer kaufen müssen. Aber gibt es nicht einheitliche Kleidergrößen in Europa? Ja, es gibt die sogenannte Norm EN 13402, die vor 20 Jahren in Kraft getreten ist. Sie ist allerdings keine Verpflichtung.

Warum das das Thema ist heute? Wie wir alle wissen verbringe ich ein Jahr in den USA. Und was gibt es hier, außer große Autos, große Autos und Skyscraper? Richtig! So viel leckeres, fettiges, ungesundes oder auch nur neues Essen, was unbedingt probiert werden muss! Natürlich habe ich mir nicht nehmen lassen, alles zu probieren. Ich will ja nichts verpassen, richtig? Und dann eines morgens zog ich meine schöne schwarze Hose an, die ich extra aus Deutschland mitgenommen hatte, weil sie so gut sitzt und was soll ich sagen? Sie passte nicht mehr. Sie hat mir einfach nicht mehr gepasst und ich bin aus allen Wolken gefallen, denn eigentlich habe ich seit Jahren keine andere Hosengröße mehr gehabt. Aber da stand ich nun mit einer perfekten M-Hose, die am Bauch zwar noch zuging, aber angenehm war das eigentlich nicht mehr. Ich hätte heulen können.

Neue Hosen waren angesagt und auch wenn ich mir gutmütig zuredete, dass es vielleicht nur daran lag, dass sie im Trockner gewesen war (Spoiler: Nope), wusste ich tief im Inneren, wie viel ich in den letzten Tagen und Wochen gegessen hatte. Nachdem ich wirklich nicht mehr drum rum kam und wirklich neue Hosen brauchte, stieg ich also ins Auto und fuhr zu TjMaxx, Ross und Marshalls (im Endeffekt sind alle genauso wie TK-Maxx in Deutschland) und ging wie immer zu meiner gewohnten Größe, um Hosen anzuprobieren. Dort stellte sich dann schlussendlich heraus, dass ich wirklich eine Nummer größer brauche. Während mein Kopf versuchte, mich in eine Heulattacke zu bringen, zog ich meine gemütliche Hose wieder an und drückte meinen inneren Schweinehund weg. Gekauft habe ich an diesem Tag aber keine neue Hose.

Ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, die so reagiert auf eine neue (meist größere) Hosengröße. Wir kriegen alle ein komisches Gefühl, fangen an nach Diätplänen, Fatburner-Programmen und dem nächsten Fitnessstudio zu googlen, hoffen, dass wenn wir uns einfach eine Woche nur von Salat ernähren, alles wieder gut sein wird. Warum? Weil uns von klein auf an beigebracht wurde, dass es nur ein „richtiges“ Aussehen gibt und dass nur eine Art von Körper schön ist. Das müssen uns nicht mal unsere Erziehungsberechtigten so beigebracht haben, denn wir alle haben auch Zeit vor dem Fernseher, vor Zeitungen und später definitiv genug Zeit im Internet verbracht, um genau das vermittelt zu bekommen: Nur dünn ist schön. Ob man nun auf Werbetafeln schaut, seine Lieblingsserie im TV anschaltet (oder bei einem Streamingdienst!) oder einfach sein Social Media öffnet. Man findet immer Menschen die dünner sind und somit in eine kleinere Hosengröße passen. Was das in uns auslöst? Das Gefühl, dass wir abnehmen sollten, Neid und das Bedürfnis, jede Süßigkeit in unserem Haus zu verbrennen.

Aber wollen wir uns wirklich so fühlen? Wollen wir wirklich jede Essen dokumentieren, sechs Mal die Woche ins Fitnessstudio rennen (um abzunehmen!) und keinen Spaß mehr am Essen empfinden? Wollen wir im Sommer schwitzen und uns unwohl fühlen, weil wir uns nicht trauen, kurze Klamotten zu tragen? Wollen wir Klamotten, die überall zwicken und drücken, nur weil sie eine Nummer kleiner sind?

Ich habe mich dagegen entschieden. Ja, dann trage ich halt ab heute Hosengröße L, was immer noch für einen gesunden Körper mit ein paar Pölsterchen steht (und kein Über- oder Untergewicht), dann habe ich jetzt halt ein klein wenig breitere Oberschenkel, ein bisschen mehr überflüssiges Fett am Bauch, na und? Dafür habe ich in den letzten Wochen all das Essen probiert, was ich noch nicht kannte. Ich habe nicht verzichtet, nur weil ich mein Kalorienbedarf schon voll hatte und ich war einmal mehr in der Cheesecake-Factory!
Man könnte das ganze Thema jetzt ausweiten auf das Thema „positives Körpergefühl, etc“, aber das würde den Rahmen sprengen. Für heute möchte ich euch nur mitgeben: Fühlt euch wohl in eurer Hosengröße, sie sagt nichts darüber aus, wie dick, dünn, groß oder klein ihr seid. Es ist nur eine Zahl oder ein Buchstabe.